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30 Jahre lang der Zeit voraus

Der Wissenschaftsladen Bonn, der größte Science Shop weltweit, feiert sein Jubiläum.

Bei Großprojekten wie Stuttgart 21 oder der Atommüll-Endlagerung ist es unbestritten: Bürger sollen bei gesellschaftlich wichtigen Fragestellungen als gleichwertiger Akteur in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. Brigitte Peter, eine von zwei Geschäftsführerinnen des Wissenschaftsladen Bonn (WILA Bonn): "Vor 30 Jahren ist der WILA Bonn mit genau diesem Ziel der Bürgerbeteiligung angetreten. Heute, drei Jahrzehnte später, stehen wir damit im Zentrum einer Bewegung, die gerade erst an Fahrt gewinnt." Mit inzwischen 35 festen Mitarbeitern und einem Umsatz von rund drei Millionen Euro ist der gemeinnützige Verein erfolgreicher als je zuvor in seiner Geschichte - und der größte von mehreren Hundert Science-Shops weltweit.

Empörung darüber, dass Wissenschaftler in ihrem Elfenbeinturm forschten und die Bürger davon nichts hatten – das war der Impuls für eine Handvoll Studierende und Wissenschaftler, 1984 den Wissenschaftsladen Bonn e.V. (WILA Bonn) zu gründen. Dr. Anke Valentin, Geschäftsführerin: „Seither arbeiten wir zum einen dafür, dass Bürgerinnen und Bürger wissenschaftliche Erkenntnisse nutzen können, um sich in gesellschaftlich wichtigen Themen engagieren zu können. Zum anderen - und das ist ein dickes Brett - dafür, dass sich die Hochschulen öffnen und zivilgesellschaftliche Fragen zu ihren Forschungsthemen machen." Just zum 30. Geburtstag ist das gelungen: Der WILA Bonn ist der deutsche Partner im EU-Projekt RRI (Responsible Research and Innovation), bei dem es in 30 europäischen Ländern darum geht, wie Fragen und Wertesysteme der Bürger Eingang in die wissenschaftliche Forschung finden.

Wissen vermitteln, damit Bürger/innen sich engagieren können

Vom Bundesumweltministerium, vom Bundesforschungsministerium wie auch von Länderbehörden, der Arbeitsagentur, Stiftungen oder der Europäischen Kommission werden die Projekte des Wissenschaftsladen Bonn finanziell gefördert. Dabei geht einerseits darum, zukunftsweisende strategische und strukturelle Optionen zu entwickeln: Wie etwa bringt man verschiedene Verwaltungsebenen wie Kommunen und Kreisverwaltung dazu, Flächennutzung gemeinsam mit Bürgern, systematisch und mit dem Ziel der Nachhaltigkeit zu betreiben? Wie gelingt es, Fragen und Werte der Bürger in die Forschung einzubeziehen?

In anderen Projekten verfolgt der WILA Bonn das Ziel, ganz praxisnah Lösungen zu entwickeln, die später als Modell und Vorbild für andere dienen können. Wie etwa kann man Mädchen dazu bringen, sich beruflich in der Energiewende zu engagieren? Wie kann es gelingen, Jugendlichen den Wald als Lebensraum mit seinen Nutzungskonflikten nahe zu bringen? Was müssen Erzieher/innen lernen, damit sie Kinder zu Entdeckern machen? Was thematisch willkürlich wirkt, hat doch ein gemeinsames Dach. Brigitte Peter: "Wir steigen immer dort ein, wo es gesellschaftliche Herausforderungen gibt und wir als Vermittler gebraucht werden, der Informationslücken erkennt und sie mit modernen Methoden der Wissensvermittlung und Kommunikation schließt."

Auszeichnungen zeigen bundesweites Renommé

Anerkennung findet die Arbeit des WILA Bonn inzwischen bundesweit. Das Planspiel "Tatort Wald" erhielt den Deutschen Naturschutzpreis, eine Reihe von Fortbildungen für Jugendliche und Erwachsene wurden als Projekte bzw. Maßnahme verschiedener UN-Dekaden ausgezeichnet. Für den Online-Kompetenzcheck "TasteEE" wurde der WILA Bonn im bundesweiten Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ prämiert. Ein Ernährungsprojekt des WILA Bonn erhielt den Förderpreis der AOK. Das Qualitätsmanagement des Bildungszentrums des WILA Bonn wurde zertifiziert.

Eine echte Bonner Institution: in Bonn verwurzelt, international vernetzt  

Geschäftsführerin Dr. Anke Valentin: "Obwohl unsere Projekte immer häufiger eine überregionale Ausrichtung haben, ist uns der Bezug zu Bonn sehr wichtig." Durch das Bildungszentrum, die Mess- und Beratungsstelle Elektrosmog, viele Bildungsprojekte in bzw. mit Bonner Kitas und Schulen (Umweltplanspiele für Jugendliche, Weiterbildung für Erzieher/innen und Lehrer/innen), Wissenschaftscafés, 2004 die erste bundesweite Job- und Bildungsmesse Erneuerbare Energien, Bewerbungscafés für Arbeitssuchende, dem Internationalen Garten und der Grünen Spielstadt ist der WILA Bonn in der Bundesstadt verwurzelt.

WILA Bonn - auch nach 30 Jahren ein Modell für die Zukunft

Mehr als hundert Science-Shops wurden in den letzten Jahren an den Hochschulen der chinesischen Großstadt Shanghai gegründet, die kanadische Regierung gab Millionen für den Aufbau von Wissenschaftsläden aus. Auch die rund 60 Science-Shops in Europa sind fast alle unmittelbar den Hochschulen angegliedert und werden von der öffentlichen Hand finanziert. Studierende nehmen sich dort systematisch den Bürgeranfragen an, moderieren zwischen den Betroffenen, stehen fachlich zur Seite. In Deutschland dagegen gibt es nur rund ein Dutzend Wissenschaftsläden, die meisten finanzieren sich unabhängig von der örtlichen Hochschule über Projekte. Dr. Anke Valentin, Geschäftsführerin des WILA Bonn: „Wir wünschen uns, dass man auch in Deutschland den Wert der Wissenschaftsläden nicht nur für die Bürger, sondern auch für die Hochschulen erkennt.“ Das EU-Projekt RRI (Responsible Research and Innovation), in dem der WILA Bonn eine wichtige Rolle inne hat, lässt das hoffen.

Ansprechpartnerinnen

Pia Spangenberger, Tel. (20 28) 201 61-14, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Brigitte Peter, Tel. (02 28) 201 61-27, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

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