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Trotz beginnender Finanzkrise: 2008 Rekordnachfrage auf dem Umweltschutz-Arbeitsmarkt

(Bonn) Untersuchung des Wissenschaftsladen Bonn zeigt: Fast jeder sechste Umweltjob wurde 2008 im Raum Hamburg/Kiel vergeben. Schlusslicht ist die Region Ostbayern. Gute Karten inzwischen auch für Geo- und Geisteswissenschaftler.

dienst ee solarzellen grFast 10.000 Stellen im Umweltbereich wurden bundesweit im Jahr 2008 angeboten. Norbert Steinhaus, Arbeitsmarktexperte beim Wissenschaftsladen Bonn: „Das sind 18 Prozent oder 1.500 Stellenausschreibungen mehr als noch im Jahr zuvor.“ Und eine Steigerung um mehr als 130 Prozent gegenüber dem Jahr 2003: Im Jahr 2003 - dem bislang schlechtesten Jahr in diesem Jahrtausend für den Umweltsektor - gab es nur rund 4.250 Stellenangebote. Mehr als die Hälfte aller Stellenangebote fanden Bewerber auch 2008 weiterhin in den Printmedien.

Grundlage der Untersuchung des Wissenschaftsladen Bonn ist eine Datenbasis von rund 54.000 Stellenangeboten, in denen zwischen den Jahren 2001 und 2008 Umweltspezialisten gesucht wurden. Der Wissenschaftsladen Bonn, mit 25 Mitarbeitern der größte der 58 Wissenschaftsläden in Europa, wertet seit mehr als zehn Jahren wöchentlich rund 90 Tages-, Wochenzeitungen, Fachpublikationen sowie mehr als 65 Internetportale bzw. Firmen-Websites auf Stellenangebote im Bereich Umweltschutz und Naturwissenschaften aus und stellt diese in seinem Informationsdienst „Arbeitsmarkt Umweltschutz und Naturwissenschaften“ jeweils aktuell und nach Fachgebieten sortiert für Arbeitsuchende zusammen.

Umwelt-Arbeitsmarkt entwickelte sich deutlich gegen den Trend
Eine gesunkene Nachfrage nach Wirtschafts- oder Maschinenbauingenieuren registrierte der Personaldienstleister Adecco 2008 in der gesamten deutschen Wirtschaft. Auf dem Umweltschutz-Arbeitsmarkt dagegen hatten beide Berufsgruppen beste Karten: mit einem Plus von 21 Prozent für den umweltorientierten Maschinenbau und einer um 22 Prozent gestiegenen Nachfrage nach Wirtschaftsingenieuren im Umweltsektor, waren sie gesucht wie kaum zuvor.
 
Immer häufiger für Umweltsektor gesucht: Geo- und Geisteswissenschaftler/innen
Jede dritte Stellenausschreibung von Unternehmen, Verwaltungen bzw. sonstigen Institutionen richtete sich auch 2008 an Ingenieure. „Doch wer Geistes- oder Gesellschaftswissenschaften studiert hat, hat inzwischen im Umweltbereich ebenfalls gute Chancen“, sagt Norbert Steinhaus. In über 20 Prozent der Stellenangebote werden Absolventen dieser Studienrichtungen gesucht. Fast 10 Prozent aller angebotenen Stellen bieten mittlerweile Absolventen mit einer Qualifikation in einem der Geo-Berufe eine Bewerbungschance.

Dynamischste Regionen: Hamburg/Kieler und Berlin/Rostocker Raum
Die besten Aussichten, als Akademiker/in im Umweltbereich einen qualifizierten Job zu finden, hat man seit Jahren im norddeutschen Raum um Hamburg und Kiel (15,4 Prozent aller Stellenangebote) sowie im Berliner Raum bis hin zur Ostsee (11,5 Prozent). Auch 2008 wurde damit mehr als ein Viertel aller Stellen im Umweltbereich dort angeboten. Die Regionen um die Städte Köln (9,7 Prozent), Stuttgart (9,5 Prozent) und Frankfurt (9,4 Prozent) folgen als wichtige Einsatzorte für Umweltspezialisten. Schlusslicht ist weiterhin der Postleitzahlenbereich 9 (v.a Region Ostbayern) mit lediglich 5,5 Prozent der 2008 veröffentlichten Arbeitsangebote.

Trotz hoher Nachfrage: Berufsanfänger haben es schwer
Wer einen Job im Umweltschutz haben will, braucht aber mehr als die passende Hochschul-Ausbildung: Immer noch fast 70 Prozent der Unternehmen, Verwaltungen bzw. sonstigen Institutionen, so Steinhaus, verlangten in ihrer Stellenausschreibung ausdrücklich berufliche Erfahrung. Nahezu 30 Prozent der Arbeitgeber erwarten von ihren künftigen Beschäftigten darüber hinaus bereits spezifische, d.h. im ausgeschriebenen Arbeitsfeld erworbene Berufserfahrung.

Englisch-Kenntnisse bleiben eine wichtige Qualifikation. In 40 Prozent aller Stellenausschreibungen fordern die Unternehmen Englisch-Kenntnisse, im Bereich der Erneuerbaren Energien sind es sogar 60 Prozent – Tendenz steigend: 2005 wurden hier nur in 50 Prozent der Ausschreibungen Englischwissen verlangt, 2003 sogar nur in 37 Prozent. Projekterfahrung dagegen, so Steinhaus, gehöre zwar nicht zu den zwingend notwendigen Soft Skills, verschaffe einem aber zunehmend Vorteile in den Einsatzfeldern des technischen Umweltschutzes und im Energiesektor. Gestiegen, ergab die Auswertung der Stellenangebote, sind auch die Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit der Stellenbewerber/innen. Bei jeder dritten Stellenausschreibung des Energiesektors und bei jeder fünften Stelle im technischen Umweltschutz und im Verwaltungs- und Planungsbereich findet sich die explizite Forderung nach der Fähigkeit zur Verständigung mit Klienten und Interessengruppen.

Kaum Platz für Teilzeit-Kräfte
„Teilzeitkräfte haben im Umweltschutz-Arbeitsmarkt vergleichsweise schlechte Chancen“, so Arbeitsmarktexperte Norbert Steinhaus. Nur knapp 9 Prozent der angebotenen Arbeitsplätze entsprachen im vergangenen Jahr vom Umfang her keiner vollen Stelle. Gesamtwirtschaftlich liegt die Teilzeitquote bei durchschnittlich über 20 Prozent und damit weit höher.

Ansprechpartner:
Norbert Steinhaus, Tel (02 28) 201 61-22, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Brigitte Peter, Tel (02 28) 201 61-27, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!