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Vorbereitung auf das Assessment-Center
Auf Assessment-Center kann man sich vorbereiten - so lautet die eindeutige Botschaft von Karriere-Coach Janine Kleidorfer. Im Interview mit dem WILA Arbeitsmarkt erzählt die Bonner Trainerin, auf was Personaler und Personalerinnen im Assessment-Center achten und anhand welcher Kriterien dann die Jobs vergeben werden.
Text: Janna Degener
WILA Arbeitsmarkt: In welchen Bereichen setzten Unternehmen Assessment-Center ein?
Janine Kleidorfer: Meine Erfahrung hat gezeigt, dass Assessment-Center eher von größeren Unternehmen, Konzernen und auch Behörden angeboten werden, weil die Umsetzung und Durchführung einen nicht zu unterschätzenden Aufwand bedeutet. Vor zehn bis fünfzehn Jahren ist mir das Thema eher im Bereich der Führungskräfteentwicklung begegnet; Assessment-Center wurden also von potenziellen Nachwuchskräften durchlaufen, die im Rahmen der klassischen internen Entwicklung die nächste Stufe auf der Karriereleiter erklimmen wollten. Heute werden Assessment-Center breiter eingesetzt, also zum Beispiel auch, wenn es um die Besetzung von Trainee-Stellen oder ein duales Studium in einem großen Unternehmen geht.
Wie läuft ein Assessment-Center typischerweise ab?
Das kommt sehr auf die Stelle an, die es zu besetzen gilt. Grundsätzlich dauern Assessment-Center heute meist nicht länger als zwei bis drei Tage. Zunächst wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Agenda vorgestellt. Dann gilt es – einzeln oder in der Gruppe – unterschiedliche Aufgaben zu absolvieren. Dazu gehören kurze Selbstpräsentationen, Fach- und Ergebnispräsentationen, in denen die Teilnehmer zum Beispiel zu einem in der Presse diskutierten Thema Stellung beziehen sollen, Gruppendiskussionen sowie Rollenspiele, in denen die Teilnehmer ihre soziale Kompetenz zeigen. Dabei geht es weniger um das Richtig oder Falsch der Inhalte, sondern auf die methodischen und persönlichen Fähigkeiten der Bewerber: Wie verhalten sie sich in der Gruppe, wie interagieren sie, wie bringen sie sich ein, wie verhalten sie sich in einer Konfliktsituation. Durch die Übungen werden die Teilnehmer in Situationen gebracht, in denen sie zeigen sollen, ob sie über die für die Stelle relevanten Kompetenzen verfügen.
Warum betreiben Unternehmen diesen Aufwand?
Für Unternehmen ist es natürlich sehr wichtig, dass sie einen passenden Bewerber finden, weil jedes Bewerbungsverfahren Zeit und Geld kostet. Die Unternehmen formulieren im Anforderungsprofil, was die Person im besten Falle mitbringen sollte und stehen dann vor der Herausforderung, in recht kurzer Zeit herauszufinden, welcher der Bewerber diesen Vorstellungen am besten entspricht. Anders als in einem normalen Bewerbungsgespräch können die Unternehmen im Assessment-Center verschiedene Kompetenzfelder auf einmal abprüfen und die Bewerber in Aktion erleben.
Bringt das Assessment-Center mehr Objektivität in das Auswahlverfahren?
Ein Assessment-Center ist kein Allheilmittel, kein Weg, über den Unternehmen mit Garantie den passenden Bewerber finden. Das standardisierte Verfahren und der Einsatz mehrerer Beobachter sollen zu mehr Objektivität beitragen. Ein Assessment-Center ist immer eine Momentaufnahme, denn es spielen immer unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Natürlich gehört auch ein hier immer ein bisschen Glück dazu. Dazu kommt, dass der Zeitdruck und der Stresspegel bei Bewerbern häufig größer ist, wenn sie ein Assessment-Center durchlaufen. Aber gerade Gruppen-Assessment-Center kommen dem Berufsalltag sehr viel näher als ein klassisches Bewerbungsgespräch – was aus Sicht der Unternehmen ein Vorteil ist. Auch für die Bewerber sind Assessment-Center ein sehr gutes Training für weitere Bewerbungsgespräche oder berufliche Situationen.
Was sollten Bewerber und Bewerberinnen außerdem über das Assessment-Center wissen?
Sie können und sollten die Selbstpräsentation vorbereiten und auch die klassischen Interviewfragen durchgehen: Warum bewerben Sie sich gerade hier? Was sind Ihre Stärken und Schwächen? Wenn Sie sich in der Gruppe vorbereiten, haben Sie den Vorteil, dass Sie sich direkt vor mehreren Menschen präsentieren können und auch ein Feedback bekommen. Das nimmt vielen ein Stück weit die Nervosität. Bewerber sollten sich aber auch damit auseinandersetzen, welche Arten von Übungen darüber hinaus typisch sind, wie sie dabei am besten vorgehen und worauf es letztlich ankommt. Dabei kann ein Coach oder eine Trainerin natürlich eine wichtige Hilfe sein. Vor Ort sollten sie sich darüber bewusst sein, dass viele Übungen in der vorgegebenen Zeit kaum zu schaffen sind. Und das kann ihnen ein wenig den Druck nehmen. Das Assessment-Center ist für Bewerber immer eine Chance, sich dem potenziellen Arbeitgeber zu präsentieren und herauszufinden ob dieser zu einem passt.
Janine Kleidorfer arbeitet als Coach und Trainerin im Bereich Karriereentwicklung. Im WILA Bildungszentrum in Bonn bietet sie Assessment-Center-Trainings sowie Potenzialcoaching und Workshops zur beruflichen Neuorientierung an.
Seminar "Assessment-Center-Training" in Bonn
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