Mehr Biodiversität in der Stadt schaffen: Studierende im Projekt entwickeln gute Ideen für die Düne in Tannenbusch und eine Hundewiese. Foto: © Volker Lannert/Uni Bonn
StadtKlimaWandeln: Neue Ideen für Düne und Hundewiese
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Das Projekt „StadtKlimaWandeln” von Universität, Stadtverwaltung und WILA Bonn bringt Wissenschaft, Stadt und Bürger*innen zusammen. Studierende haben ihre Vorschläge für die Hundewiese Rheinaue und die Düne Tannenbusch zur Diskussion gestellt.
Wie kann man für mehr biologische Vielfalt sorgen und gleichzeitig Flächen und Stadtquartiere lebenswerter machen? Andere – nämlich insektenfreundliche – Pflanzen und Sträucher, ein Parcours aus Holz für Hunde und mehr Schattenplätze für Menschen: Das sind nur ein paar der ganz konkreten Vorschläge, mit denen Studierende aus 13 verschiedenen Fachrichtungen die bisher eintönige Hundewiese in der Rheinaue aufwerten wollen – für Mensch, Tier und fürs Klima.
Die Studierenden sind Teil eines Vorreiter-Projekts, das von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW gefördert wird. Ziel ist es, an ganz praktischen Herausforderungen in der Stadt über alle wissenschaftlichen Fachdisziplinen hinweg und unter Einbeziehung der Studierenden und Bürger*innen daran zu arbeiten, zu Klima-Anpassung und biologischer Vielfalt beizutragen.
Baumfällen als Naturschutz
Nicht nur mit der Hundewiese in der Rheinaue haben sich die Studierenden im Rahmen ihres interdisziplinären Seminars auseinandergesetzt. Eine zweite Gruppe nahm die Düne Tannenbusch unter die Lupe: wissenschaftlich, indem die Studierenden sich – wie ihre Kommiliton*innen bei der Hundewiese – die Unterstützung von Forschenden verschiedener Fachrichtungen einholen konnten. Dazu kam die Expertise der Bürger*innen und Gruppen vor Ort, die die Studierenden befragt haben. Diskutiert wurden bei der Präsentation u.a. die Idee der Studierenden, die von der Natur her so besondere Binnendüne mit mehr Einsatz als bisher zu pflegen und dabei die Bürger*innen aus Tannenbusch z.B. über bezahltes Ehrenamt miteinzubeziehen. Wichtig sei auch, den Menschen vor Ort gut zu erklären, was im Sinne des Naturschutzes für die Düne wichtig ist: So müsste man, um die Düne in ihrer Einzigartigkeit mit ihren seltenen Pflanzen und Tieren zu schützen, sich ausbreitende Robinien und Brombeeren entfernen. Baumfällen als Naturschutz – das will gut erklärt sein!
Gemeinsam anders denken
Projektleiterin Brigitte Peter vom WILA Bonn: „Wir freuen uns, dass wir lokale Herausforderungen so auf neue Weise bewältigen können, indem die Expertise aller wichtigen Akteursgruppen zusammenfließt.“ Gemeinsam könne man anders denken und neue Ideen entwickeln. Das Projekt „StadtKlimaWandeln“ dauert bis September 2025 und wird neben den Flächen auch weitere Themen kooperativ angehen. Der Fokus liegt stets auf Klimaresilienz, Biologischer Vielfalt und einem hohem Lebenswert für die Menschen.
Enge Zusammenarbeit zwischen Gesellschaft und Wissenschaft – mit Service Learning
Prof. Dr. Annette Scheersoi, Prorektorin für Nachhaltigkeit an der Universität Bonn, sagt: „Wir wollen im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie systematisch Strukturen einer engen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft unterschiedlicher Disziplinen und Gesellschaft aufbauen.“ Das Seminar sei auch ein gutes Beispiel für die Bemühungen, Nachhaltigkeit stärker in allen Bereichen der Universität zu verankern. „Dies geschieht in der Forschung, im Betrieb, aber auch in der Hochschullehre, und zwar sowohl inhaltlich als auch methodisch“, sagt die Prorektorin. Durch neue Lehr- und Lernaktivitäten sollen die Studierenden sich mehr und vor allem praxisnah mit Nachhaltigkeitsthemen auseinandersetzen.
Prof. Scheersoi: „Das Projekt nutzt ‚Service Learning‘ als Lehr- und Lernform. Das fachliche Lernen in der Uni wird dabei mit gesellschaftlichem Engagement verbunden -ein Format, das allen Beteiligten nützt, Sinn stiftet und Spaß macht.“ Sechs Forschende aus drei Fakultäten der Universität , die die Studierenden zuvor im Rahmen eines „Speed-Datings“ kennengelernt hatten, brachten sich hoch engagiert in das Projekt ein. Das Service Learning soll an der Universität Bonn weiter ausgebaut werden. Dazu wurde bereits eine Koordinationsstelle eingerichtet.
Zum Projekt-Hintergrund:
Die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie die Klimaneutralität oder der Erhalt der Biodiversität lassen sich in Kommunen nur dann bewältigen, wenn sich alle wichtigen Akteursgruppen beteiligen. Doch wie gelingt es der nach Arbeitsbereichen ausgerichteten Stadtverwaltung und der meist disziplinär organisierten Wissenschaft dauerhaft “nah am (interdisziplinären) Problem” zu sein und mit “fachfremden” Bürger*innen zu arbeiten?
Das Projekt “StadtKlimaWandeln”, bei dem Universität Bonn, Stadtverwaltung Bonn, WILA Bonn sowie zivilgesellschaftlichen Gruppen zusammenarbeiten, will diese “Systemgrenzen” überwinden helfen: Die Brücke sollen als Change-Agents Studierende ganz unterschiedlicher Fachrichtungen der Universität Bonn, unterstützt von Wissenschaftler*innen, schlagen. Denn die Studierenden sind gleichzeitig Teil der Hochschule und der Stadtbevölkerung. Der WILA Bonn, der an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft arbeitet, unterstützt Uni und Stadt v. a. bei der konkreten Gestaltung und Durchführung der gemeinsamen Zusammenarbeit mit Bürgern. Vorgehensweise, Ergebnisse und Erkenntnisse münden u.a. in zusätzliche Lehrangebote zu Nachhaltigkeitsthemen an der Universität Bonn, in ein Coaching-Modul für Lehrende und in einen Good-Practice-Leitfaden, der bundesweit verbreitet wird.
Um auf Dauer weitere Themen zu identifizieren, die Bürger*innen, Stadtverwaltung, Wissenschaft bzw. Studierenden sowie weiteren Akteursgruppen auf den Nägeln brennen und die gemeinsam angegangen werden können, ist spätestens 2025 ein sogenanntes “Transformationsfestival” geplant, bei dem sich alle Bürger*innen und Organisationen einbringen sollen, die Interesse haben, Bonn gemeinsam klimaresilient, biologisch vielfältig und lebenswert zu gestalten.
Weitere Informationen:
Projektinfos
Nachhaltigkeitsstrategie der Universität Bonn
Kontakt für die Medien:
Brigitte Peter
Tel.: 02 28/201 61-27
E-Mail: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.