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Foto: © Viacheslav Iakobchuk/Fotolia

Projektmanagement

Viele Leute werden einfach ins kalte Wasser geworfen und sollen ein Projekt managen. Das weiß auch unser Referent David Nitescu. Die positive Nachricht: Projektmanagement kann man lernen. Im WILA Arbeitsmarkt Interview mit Annika Voßen spricht er über typische Stolpersteine, Fachwissen und die richtige Software.

WILA Arbeitsmarkt: Erfahrung im Projektmanagement wird inzwischen in vielen Bereichen erwartet. Warum?

David Nitescu: Es ist tatsächlich so, dass heute viel mehr in Projekten gearbeitet wird als früher. Die Globalisierung, gestiegener Konkurrenzdruck, technischer Fortschritt und gewachsene Kundenansprüche haben seit den 90er Jahren dafür gesorgt, dass Unternehmen ihre Arbeit mehr und mehr in Projekten erledigen. Und das wird in Zukunft noch weiter zunehmen.

Kann man grundsätzlich lernen, Projekte zu managen?

Ja, kann man. Viele Leute werden aber ins kalte Wasser geworfen und müssen es irgendwie schaffen, ein Projekt zu managen – dabei ist Projektmanager/in inzwischen ein eigenes Berufsbild. Es gibt spezielle Studiengänge und Zertifizierungslehrgänge. Projektmanagement-Grundwissen allerdings kann man sich durchaus schon in einem Seminar aneignen. Man lernt die relevanten Aufgaben eines Projektmanagers und worauf es in Projekten ankommt. Oder was ein Leistungsplan, was ein Terminplan, was ein Kostenplan ist und wie ich diese ausfülle. Projektmanagement-Trainings sind nicht nur für Projektleiter hilfreich. Generell sollte jede/r Mitarbeiter/in, der oder die in einem Projekt arbeitet, wissen, wie man Projekte managt. Dieses Wissen hilft einem im Übrigen nicht nur im Beruf sondern auch im Privatleben – eine Hochzeit oder ein Urlaub sind ja ebenfalls Projekte.

Bei welchen Stellen muss man eine Zertifizierung vorweisen können?

Es kommt darauf an, ob man Teammitglied ist oder Projektleiter. Wenn ich den überwiegenden Teil meiner Arbeitszeit in Projekten arbeite und außerdem viele Leute anleite, macht eine Zertifizierung durchaus Sinn, um die Prozesse zu verstehen und um eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Ein solcher Abschluss steigert natürlich auch den eigenen Marktwert und macht sich gut im Lebenslauf. Deutschland ist schließlich ein Zertifizierungsland.

Was sind typische Stolpersteine bei einem Projekt?

Erstens: Die unklaren Anforderungen zu Beginn eines Projekts. Was ist überhaupt der Projektinhalt? Lösung hier wäre ein klar definierter Projektauftrag. Zweitens: Veränderungen während des Projekts – Projekte sind stets dynamisch, es passieren Dinge, die man so nicht vorhergesehen hat. Wie wirken sich diese auf Kosten, Ressourcen und Zeit aus? Das ist schwer zu beantworten, wenn die Basis schon nicht richtig definiert wurde. Drittens: Rollenunklarheit. Es birgt Konfliktpotenzial, wenn ich nicht weiß, was meine Rolle ist und was von mir erwartet wird. Handelt es sich zum Beispiel um eine Aufgabe für den Projektleiter oder mische ich mich ein? Es kann auch Ressourcenkonflikte geben, wenn ich zusätzlich zum Tagesgeschäft noch weitere Projekte parallel bearbeite.

Wie verhindert man, dass man von einem Projekt zu sehr vereinnahmt wird? Was ist, wenn ich von einem Projekt als „mein Baby“ spreche?

Das ist nicht mein Baby! Das ist viel zu emotional. Da bin ich viel zu sehr in meiner Arbeit drin. Man sollte sich nicht für alles verantwortlich fühlen, die Dinge nicht zu sehr an sich heranlassen. Dafür braucht man Resilienz, also psychische Widerstandsfähigkeit – vor allem wenn ein Projekt zu scheitern droht. Man sollte auf jeden Fall für sich Klarheit schaffen, was die eigene Aufgabe ist, der eigene Beitrag. Hilfreich ist es, sich zu fragen: Was passiert denn, wenn nichts passiert?

Projektmanagement-Kenntnisse, Fachwissen oder Kommunikation – woran mangelt es am häufigsten?

Projekte scheitern nicht, weil die Leute zu wenig Fachwissen haben, sondern weil ein Projekt sozial komplex ist. Ursache ist nach mehreren Studien bis zu 80 Prozent tatsächlich die mangelnde Kommunikation. Mancher Konflikt lässt sich dadurch verhindern, dass die Rollen und die Erwartungshaltung klar definiert und verstanden wurden. Projektmanagementkenntnisse anzuwenden steigert die eigene Handlungskompetenz.

Wie wichtig ist eine Projektmanagement-Software für ein Projekt?

Es kommt darauf an, wie umfangreich das Projekt ist und wie komplex. Wie viele Leute sind beteiligt? Arbeiten sie im selben Gebäude oder in einer anderen Stadt oder sogar in einer anderen Zeitzone? Unterm Strich reicht oft Excel. Die eingesetzte Software ist jedenfalls nicht das Entscheidende bei einem Projekt, denn Software ersetzt nicht die eigentliche Projektmanagementarbeit, sie unterstützt sie nur.

 

Projektmanagement Seminar Nitescu

 

 

 

David Nitescu ist Diplom-Wirtschaftsingenieur und arbeitet unter anderem als Berater, Trainer und Coach im Bereich Projektmanagement.

 

Seminar im WILA Bildungszentrum in Bonn

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