Gäste bei der Jubiläumsfeier, Foto: © WILA Bonn
WILA Bonn feiert Jubiläum: Zukunftsgestalter seit 35 Jahren
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Der Wissenschaftsladen (WILA) Bonn ist der größte von mehreren Hundert Science Shops weltweit – und einer der ältesten dazu. Mit seinen Beteiligungskonzepten ist die Arbeit des Vereins aktueller denn je.
Wenn Jugendliche und Erwachsene beim Friday for Future für mehr Klimaschutz auf die Straße gehen, dann wird deutlich: Bürger/innen wollen bei gesellschaftlich wichtigen Fragestellungen beteiligt werden, wollen gehört werden und mitgestalten. Brigitte Peter, eine von zwei Geschäftsführerinnen des Wissenschaftsladen (WILA) Bonn: „Das ist das, wofür der WILA Bonn seit 1984 steht: Wir möchten Bürger/innen und Wissenschaft kompetenter machen, gemeinsam Handlungsoptionen entwickeln und damit zum gesellschaftlichen Wandel beitragen.“
Empörung darüber, dass Wissenschaft im Elfenbeinturm betrieben wurde und der „Normalbürger“ davon nichts hatte, war 1984 der Impuls für eine Handvoll Studierende und Wissenschaftler/innen, den Wissenschaftsladen (WILA) Bonn e.V. zu gründen. Die Vision: Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam ins Denken und Handeln zu bringen – Hand in Hand und auf Augenhöhe.
Der Bedarf an Vermittlung steigt
Dass diese Idee auch nach 35 Jahren noch aktuell ist, zeigt sich am Wachstum des WILA Bonn: Inzwischen arbeiten rund 35 fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort, dazu noch freiberufliche. Rund 20 Projekte bearbeitet der WILA Bonn derzeit, die vor allem von der EU, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Bundesumweltministerium, Stiftungen oder auch Kommunen gefördert werden. Ziel ist es, mit geeigneten Methoden immer wieder verschiedene Akteursgruppen zusammen zu bringen, gemeinsam neue Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten und Menschen dabei zu unterstützen, diese umzusetzen.
Was abstrakt klingt, ist in den Projekten ganz konkret: Da geht es z.B. darum, in Bonn mit Zivilgesellschaft und Wissenschaft neue Nahrungsmittelkreisläufe für die Stadt zu entwickeln und dazu auch gemeinsam nach intelligenten und praxisnahen Lösungen zu forschen. Da erarbeitet der WILA gemeinsam mit Mieter/innen in fünf Städten, welche Wünsche sie an einen eigenen Park vor der Haustüre haben und setzt dies mit den jeweiligen Wohnungsbaugesellschaften in eine Fläche um, die gleichzeitig die biologische Vielfalt fördert. Da baut der WILA Bonn Netzwerke für die Berufsorientierung im Bereich Umwelt- und Klimaschutz auf.
Brigitte Peter: „Klimaerhitzung, Diskussionen um die Glaubwürdigkeit von Politik und Wissenschaft, Unsicherheiten durch die noch unabsehbaren Folgen der Digitalisierung – all diese Entwicklungen tragen dazu bei, dass wir eine größere gesellschaftliche Bedeutung erfahren. Denn der Wunsch und Bedarf nach Vermittlung zwischen Gruppen mit unterschiedlichen Hintergründen, Wissen und Erwartungen durch eine unabhängige Institution steigt.“
Bundesweit ausgezeichnet – Lob der Ministerin
2016 wurde der WILA Bonn von der heutigen Bundesumweltministerin Svenja Schulze, damals Wissenschaftsministerin in NRW, als „Ort des Fortschritts“ ausgezeichnet. Auch heute unterstreicht die Ministerin – in der zum 35-jährigen Bestehen gerade erschienen WILA-Broschüre – die Bedeutung der Bonner Institution. Schulze: „Um gesellschaftliche Veränderungen zu erreichen, müssen Prozesse bewusst gestaltet und in Gang gesetzt werden. Das macht der WILA Bonn als unabhängige und gut vernetzte Organisation seit Jahren erfolgreich, indem er die Interessenlagen der einzelnen Gruppen in den Blick nimmt und mit diesen gemeinsam intelligente und vor allem praxisnahe Lösungen entwickelt und umsetzt.“
Doch nicht nur als Institution, auch für einzelne Projekte erhielt der WILA Bonn bundesweit Anerkennung: Die „PikoParks“ z. B. wurden als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Mehrere Projekte sind Teil der KlimaExpo.NRW. Das Computerspiel „Serena Supergreen“, das unter Leitung des WILA Bonn gemeinsam mit der Uni Dresden und dem Gamestudio „the Good Evil“ entstand, erhielt u. a. das Comenius-Siegel und den Pädagogischen Medienpreis.
In Bonn verwurzelt, international vernetzt
Auch wenn der lokale Bezug „Bonn“ im Namen unverkennbar ist: Die Projekte des WILA Bonn haben häufig einen bundesweiten oder gar internationalen Bezug. Die Wurzeln des Vereins kommen in der Bonner Region trotzdem weiter zum Tragen: durch das Bildungszentrum, das Kurse zu Berufsorientierung, Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheit anbietet sowie durch die Grüne Spielstadt, die Natur und Kunst verbindet – überdies noch durch Projekte, die in Bonn stattfinden, wie etwa „Ausgepackt“, „Nachhaltige KiTa“, das Netzwerk „Klimalandschaften“ (KlimNet) zur Anpassung an den Klimawandel in Bonn oder die monatlichen Bewerbungscafés für Arbeitssuchende.
Auch in Zukunft vorangehen – und Menschen zum Handeln bewegen
In den ersten Jahren hat sich der WILA Bonn vor allem darauf konzentriert, wissenschaftliche Ergebnisse für Bürgerinnen und Bürger verfügbar zu machen. Zuletzt haben die Hochschulen mehr und mehr begonnen, sich für die Zivilgesellschaft und deren Fragen zu öffnen– und kommen der Vision des WILA aus Gründerzeiten damit immer näher. Anke Valentin, Teil des Geschäftsführungs-Duos: „Wir machen immer wieder die Erfahrung: Forschung profitiert vom Alltagswissen, die Laien von Know-how der Wissenschaft. Und gemeinsam entsteht ein Mehrwert: in Form intelligenter, praxisnaher Handlungsoptionen, die umsetzbar sind.“
Im WILA ist man sich, so Valentin, daher sicher: Menschen – ob jung oder alt – nur schlauer zu machen, reicht nicht, um die großen gesellschaftlichen Herausforderungen anzugehen. Man muss die „richtigen“ Akteursgruppen zusammenbringen, sie zum Handeln bewegen. Und: Bürgerbeteiligung in der Wissenschaft – da geht noch viel mehr. Das hat auch 35 Jahre nach der Gründung des WILA großes Potenzial!
Kontakt beim Wissenschaftsladen Bonn
Franziska Böhm
0228/201-61-32
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