Wissenschaftsladen Bonn: 25 Jahre Wissenstransfer und Bürgerbeteiligung
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Wissenschaftsladen Bonn: 25 Jahre Wissenstransfer und Bürgerbeteiligung
(Bonn) Der Bonner Science-Shop ist der größte der Welt – und das, obwohl sich Deutschlands Hoch-schulen der Wissenschaftsladen-Bewegung weitgehend verschließen.
Zorn darüber, dass Wissenschaftler in ihrem Elfenbeinturm forschten und die Bürger davon nichts hatten – das war der Impuls für einige Studierende und Wissenschaftler, 1984 den Wissenschaftsladen Bonn zu gründen. „Seither ist unser Ziel, die Brücke zu schlagen zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen einerseits und den Fragen der Laien andererseits“, sagt Theo Bühler, Geschäftsführer des Wissenschaftsladen Bonn. Mit 30 festen Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 2,6 Millionen Euro ist der gemeinnützige Verein, der morgen in Bonn sein 25-jähriges Bestehen feiert, nicht nur erfolgreicher als je zuvor in seiner Geschichte, sondern auch der größte Science-Shop der Welt.
Unterstützen, damit Bürger/innen sich einmischen können
Das Konzept des Wissenschaftsladen Bonn, so Bühler, habe über die Jahre hinweg nicht an Aktualität eingebüßt: „Wir wollen Bürger kompetenter und damit selbstbewusster und handlungsfähiger zu machen, damit sie sich bei gesellschaftlich und ökologisch wichtigen Fragen einmischen können.“ Da berät der Elektrosmog-Experte des Wissenschaftsladen Bonn beispielsweise Anwohner bei der Frage, ob man sich gegen den neuen Mobilfunk-Mast stark machen sollte, weil er gesundheitlich belastend sein könnte. So fordert eine Alfterer Elterninitiative Maßnahmen der Verwaltung, nachdem die Auswertung der Baubiologin des Wissenschaftsladens ergeben hat, dass die Kinder in Schimmelbelasteten Klassenräumen deutlich häufiger krank waren als ihre Mitschüler in unbelasteten Räumen.
Doch die Bonner Einrichtung versteht sich nicht nur als sachkundiger Wissensvermittler und Anwalt von einzelnen Bürgern oder Bürgergruppen. Vom Bundesumweltministerium, vom Bundesforschungsministerium wie auch von Länderbehörden, der Arbeitsagentur, Stiftungen oder der Europäischen Kommission werden die Projekte des Wissenschaftsladen Bonn inzwischen finanziell gefördert. Gemeinsam mit internationalen Projektpartnern wird etwa europaweites Lehrmaterial für Pädagogen entwickelt, damit diese Kinder schon früh zu forschendem Lernen anleiten können. Da schlüpfen Jugendliche aus verschiedenen Städten beim Planspiel „Fläche nutzen statt verbrauchen“ in die Rolle von Kommunalpolitikern und lernen dabei nicht nur, was Flächenverbrauch bedeu-tet, sondern auch, wie Entscheidungen in der Kommune fallen.
Berufliche Orientierung schaffen
Einen inhaltlichen Schwerpunkt hat der Wissenschaftsladen Bonn darüber hinaus im Bereich Arbeitsmarkt und Qualifizierung geschaffen. Für die beiden Informationsdienste „arbeitsmarkt“ werten die Arbeitsmarktexperten des Wissenschaftsladen Bonn wöchentlich die Stellenangebote von mehr als 130 Printmedien und Internetjobportalen aus und stellen sie aktuell nach Berufsfeldern zusammen. Diese Auswertungen bilden die Grundlagen für wissenschaftliche Auswertungen z.B. über den Arbeitsmarkt für Erneuerbare Energien.
Weltweit immer mehr Science-Shops – nicht so in Deutschland
Mehr als 100 Science-Shops wurden allein in den letzten drei Jahren an den Hochschulen der chinesischen Großstadt Shanghai gegründet, die kanadische Regierung gab Millionen für den Aufbau von Wissenschaftsläden aus. Auch die rund 60 Science-Shops in Europa sind fast alle unmittelbar den Hochschulen angegliedert und werden von der öffentlichen Hand finanziert. Studierende nehmen sich dort systematisch den Bürgeranfragen an, moderieren zwischen den Betroffenen, stehen fachlich zur Seite. In Deutschland dagegen gibt es nur noch sieben Wissenschaftsläden, die meisten finanzieren sich unabhängig von der örtlichen Hochschule über Projekte. Theo Bühler, Geschäftsführer des Wissenschaftsladen Bonn: „Wir wünschen uns, dass man auch in Deutschland den Wert der Wissenschaftsläden nicht nur für die Bürger, sondern auch für die Hochschulen erkennt.“ Denn Studierende, die ihr Fach nicht nur theoretisch im Hörsaal lernen, sondern ihr Wissen darüber hinaus anwenden, um konkrete Probleme der Bürger zu moderieren und zu lösen, erwürben Kenntnisse, die auf dem heutigen Arbeitsmarkt überaus gefragt seien.
>> Infos zum Wissenschaftsladen Bonn, seinen Projekten und Arbeitsbereichen sowie zu den Wissenschatfsläden weltweit: Bitte hier klicken!
Ansprechpartner/in:
Theo Bühler, Tel. (02 28) 201 61-25, This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.
Brigitte Peter, Tel. (02 28) 201 61-27, This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.
Arbeitsfelder des Wissenschaftsladen Bonn:
Der Wissenschaftsladen Bonn arbeitet in den drei Themenfeldern Arbeitsmarkt und Qualifizierung, Umwelt und Gesundheit sowie Bürgergesellschaft und Nachhaltigkeit.
Herausgepickt:
Bundesweite Job- und Bildungsmesse Erneuerbare Energien: größte Berufsplattform der Wachs-tumsbranche. Ziel: Arbeitgeber, Hochschulen und , potenzielle Fachkräfte zusammenzubringen, damit Arbeit und Ausbildung aufeinander abgestimmt werden
Informationsdienste „arbeitsmarkt“: Arbeitsmarktexperten des Wissenschaftsladen Bonn werten wöchentlich Stellenangebote aus rund 100 Printmedien und 80 Jobportalen aus und stellen diese nach Berufsfeldern zusammen. Ziel: Berufliche Orientierung, Blick für Quereinstiege öffnen.
Living Knowledge: Das Kontaktbüro des internationalen Science-Shop-Netzwerks ist beim Wissenschaftsladen Bonn. Der Wissenschaftsladen unterstützt in verschiedenen EU-Projekten Initiativen dabei, neue Wissenschaftsläden zu gründen.